Halbjahresfazit – Her mit dem schönen Leben!
Gestern habe ich mich mit einer guten Freundin getroffen und wir kamen auf den Vagabundenkongress zu sprechen. Ihre Kritik oder Rückmeldung zur Präsentation des Projektes auf unserem Blog ist die Frage nach der Lesbarkeit und dem Nutzen für Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, auf der Straße leben, sehr sehr bald von Kälte bedroht sind und ausgeschlossen sind vom Zugang zu überlebenswichtigen Ressourcen.
Wie kann Kunst und Kultur auf und für die Straße real etwas an den Lebensbedingungen verändern für diese Menschen? Welche Rolle wird uns zugesprochen und welche nehmen wir ein, wenn wir ein solches Projekt machen?
Wir versuchen mit unseren Mitteln Menschen zu erreichen, die sich für das Projekt interessieren und gemeinsam mit unseren jeweiligen Erfahrungen und Praxen künstlerisch und kulturell sichtbar machen, was uns umtreibt und wie wir uns mit Menschen, die auf der Straße leben solidarisieren können. Ob dieser Versuch wirksam sein wird, können wir nicht beantworten. Ob dieser Versuch dazu beitragen kann Rahmenbedingungen zu verändern, können wir nicht beantworten. Wenn wir die Antwort auf die Frage nach Wirksamkeit an den Anfang des Projektes gestellt hätten, dann hätten wir wahrscheinlich gar nicht damit begonnen. Es geht uns erstmal und grundsätzlich um die Brücke zwischen utopischen Ideen, realen alternativen Lebensentwürfen und konkreten Versuchen gesellschaftliche Verhältnisse für Menschen, die auf der Straße leben zu verändern.
Wir hoffen, dass unsere Zeit- und Streitschrift ein Instrument sein wird, genau diesen Brückenversuch sichtbar zu machen. Wir hoffen damit auch wohnungslose Menschen zu erreichen und ihnen zu zeigen, dass wir uns solidarisch erklären. Wir hoffen durch Netzwerkarbeit, die Schwerpunkt 2019 sein wird Steine für diese Brücke zu finden. Wenn alles gut läuft haben wir dafür dann ein mobiles Büro und können uns damit zu den Lebensräumen bewegen, bekanntmachen, miteinander sprechen und gegenseitig informieren. Wer daran teilhaben will und kann, wissen wir noch nicht. Aber es ist ein Versuch wert. Im dritten Jahr dann die Planung und Organisation des Kongresses. Leute finden, die mitmachen. Aus diesem Kongress heraus können neue Ideen entstehen, politische Aktionen geplant und Forderungen formuliert werden. Welcher zeitlichen Chronologie das alles folgt, also wann und wo und an welcher Stelle Ideen verwirklicht werden, das bleibt offen.
Ganz konkret bei Unter Druck und bei der Czentrifuga, also den Bausteinen des Vereins können wir schon ein zartes Pflänzchen gießen. Wir haben ein Picknick in der Villa Kuriosum gemacht und viele Unter Druckler waren dabei, CZ und Unter Druckler haben Flyer und Propagandamaterial gebaut und gedruckt, wir hatten ein gemeinsames Spätsommerfest im UD-Wohnungslosentreffpunkt in der Oudenaderstrasse, mehrere Redaktionssitzungen und im Ergebnis die erste Ausgabe des Vagazines in Druck, Mio hat mit Hilfe von Dietlind die Fotoausstellung in der U-Bahn realisiert, Renate hat mit UD- und CZler*innen ein tolles Video gedreht , Marcus füttert uns mit Zeitgeschichte für den Blog, Oli ist verantwortlich und engagiert sich für die Kampagne auf betterplace und ein paar Czentrifugas fahren diesen Monat nach Malle und haben dafür ein Vagabunden-Musical geschaffen. Ich finde das ist schon ganz schön vagayeah!