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„Schlichthäuser“ für wohnungslose Menschen

 Text von Nele Jensch

Es wird der wohl härteste Winter für Obdachlose überhaupt: Die Corona-Pandemie verschärft das Problem der Wohnungslosigkeit zusätzlich. Das Künstler*innen-Kollektiv LA 54, das sich mit der Stadtentwicklung künstlerisch auseinandersetzt, realisiert deshalb vom 1. bis 31. Januar 2021 gemeinsam mit Kreuzberger Obdachlosen das Projekt „Schlichthäuser“: zwischen vier und neun Quadratmeter große Behausungen, die an von obdachlosen Menschen bewohnten Orten im öffentlichen Raum aufgebaut werden. Der Projektname rekurriert auf die Schlichthäuser der Nachkriegsjahre, die geltende Baustandards bewusst unterschritten, um Wohnungsnot und Obdachlosigkeit zu bewältigen.

Die Schlichthäuser werden aus ressourcenschonenden Materialien wie Bambus, Vlies und Laub gebaut. Die Künstler*innen stellen Materialien, Bauanleitung und Arbeitskraft zur Verfügung,  die zukünftigen Bewohner*innen gestalten ihre Häuser dann individuell. Hinterher kommt die Kunst drauf: In der „Sendezelle“ des Projekts, der Oase am Kottbusser Tor, entwickelt das Kollektiv „corona-konforme Kunstformate“, welche die Realität der Obdachlosigkeit ästhetisch verhandeln. Die Ergebnisse werden in und über die neu entstehenden Schlichthäuser gestreamt.

Es gebe keine Ausrede dafür, keine Häuser für Obdachlose zu bauen, so das Kollektiv. „Es gilt die Obdachlosigkeit mit dem Raumreichtum, der Organik, dem Wildwuchs und der anthropischen Würde zu versöhnen“, sagt Künstler Gero Beckmann von LA 54. Die Gruppe steht im Austausch mit den Kreuzberger Initiativen rund um das Thema Obdachlosigkeit und wünscht sich grundsätzlich sichere, selbstbestimmte Wohnmöglichkeiten für alle Menschen. Wir uns auch – fantastische Aktion!
 

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